Pressemitteilung
Tarifpolitik
06. Februar 2018

NiedersachsenMetall zum Tarifabschluss in Baden-Württemberg

„Die starre 35-Stunden-Woche gehört der Vergangenheit an.“

Die Tarifvertragsparteien in Baden-Württemberg haben sich in dieser Nacht in der sechsten Runde der dortigen Tarifverhandlungen in der Metall-und Elektro-Industrie auf einen Tarifabschluss geeinigt.

Das Ergebnis kommentiert der Hauptgeschäftsführer von NiedersachsenMetall, Dr. Volker Schmidt, wie folgt:

„Dieser Tarifkompromiss bedeutet zwar zunächst eine erhebliche und durchaus schmerzhafte Kostenbelastung für unsere Unternehmen. 4,3 Prozent mehr zum 01. April 2018 sind für viele Unternehmen schwer zu verkraften. Unter Abwägung aller Vor- und Nachteile bietet der Abschluss aber einen gangbaren Kompromiss. Denn wir konnten sowohl über eine ausgesprochen lange Laufzeit von 27 Monaten, als auch durch eine Flexibilisierung der Arbeitszeit nach oben zählbare Erfolge erzielen. Außerdem konnte sich die Gewerkschaft in dem für unsere Unternehmen maßgeblichen Punkt des Teilohnausgleichs für eine Gruppe von Beschäftigten nicht durchsetzen.

Lange Laufzeit ist ein Wert an sich – Differenzierungsklausel hilft Unternehmen

Mit einer Laufzeit von mehr als 2 Jahren bietet der Tarifabschluss maßgebliche Planungssicherheit für unsere Unternehmen, was schon ein Wert an sich ist. Dieser Tarifvertrag hat damit die längste Laufzeit, die je in der Metall- und Elektroindustrie ausgehandelt wurde. Unsere Unternehmen können damit für die kommenden 27 Monate sehr konkret die Personalkosten planen. Wir konnten außerdem eine dauerhaft wirksame Differenzierungsklausel durchsetzen. Teile der tariflichen Zusatzleistungen können künftig in Abhängigkeit von der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens ausgezahlt werden.

Mehr Flexibilisierung nach oben – starre 35-Stunde-Woche gehört der Vergangenheit an

Darüber hinaus konnten wir deutliche Erfolge bei der Frage der Flexibilisierung des Arbeitszeitsystems erreichen – und zwar nicht nur nach unten, sondern eben auch nach oben. Damit gehört die starre 35-Stunden-Woche faktisch der Vergangenheit an. Es wird künftig deutlich mehr 40-Stunden-Verträge geben können, was im Übrigen auch den Wünschen vieler Mitarbeiter entspricht: Viele wollen länger arbeiten und sie werden dies künftig auch tun können.

Auch der von der Gewerkschaft geforderte Teillohn-Ausgleich ist vom Tisch. Die IG Metall konnte sich hier nicht durchsetzen. Es bleibt beim Grundsatz ‚Gleicher Lohn für gleiche Arbeit‘  und es wird keine Unterschiede in der Bezahlung der Mitarbeiter für die gleiche Arbeit geben. Wer weniger arbeitet, verdient auch proportional weniger, wer mehr arbeitet verdient mehr.“

Der Tarifabschluss beinhaltet eine Einmaleinzahlung von 100 Euro im März für die Monate Januar bis März und ab dem 1. April 2018 eine Erhöhung der tariflichen Entgelte von 4,3 Prozent bei einer Laufzeit von 27 Monaten bis zum 31. März 2020. Im Juli 2019 folgt ein so genanntes tarifliches Zusatzgeld („T-ZUG“) in Höhe von 27,54 Prozent des Monatsentgelts, das von Eltern, Pflegenden und Schichtarbeitern unter spezifischen Voraussetzungen in acht freie Tage umgewandelt werden kann. Hinzu kommt eine weitere, jährliche Einmalzahlung von rund 370 Euro (Höhe variiert hier nach Tarifbezirken). Diese kann jedoch, abhängig von der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens, aufgeschoben oder gänzlich gestrichen werden.

Außerdem können künftig unter bestimmten Bedingungen mehr Mitarbeiter  als bisher ihre Arbeitszeit von 35 auf bis zu 40 Stunden pro Woche aufstocken. Und bis zu 50 Stunden aus den Arbeitszeitkonten der Mitarbeiter können künftig im Einvernehmen mit dem Betriebsrat ausgezahlt statt als Freizeit genommen werden. Das entspricht rechnerisch einer Stunde mehr Arbeitsvolumen pro Woche.

Die in der vergangenen Woche eingereichte Klage gegen die Gewerkschaftsforderung nach einem Teillohnausgleich für einen Teil der Beschäftigten wird zurück gezogen, da sich die IG Metall an dieser Stelle nicht durch setzen konnte und damit der Klagegrund entfällt.

Die Vertreter von NiedersachsenMetall und IG Metall in Niedersachsen werden voraussichtlich kommende Woche über die Übernahme des Abschlusses für den Tarifbezirk Niedersachsen verhandeln. Abschließend muss die Mitgliederversammlung von NiedersachsenMetall einer Übernahme des Abschlusses zustimmen.

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