Jan Horstmann entwickelt Software-Programme, die Landmaschinen steuern
Vor 13 Jahren war Jan Horstmann noch ein echter Exot:
Als dual Studierender im Fach Wirtschaftsinformatik hatte er Freude an Computern, am Programmieren – und sich bei der Auswahl des Betriebs für eine Branche entschieden, die in den Köpfen der meisten Menschen für Ursprünglichkeit steht: die Landwirtschaft.
Kann das passen? Und wie! Als Horstmann damals beim Landmaschinen-Hersteller Krone in Spelle anfing, war sein Berufswunsch Wirtschaftsinformatiker noch ziemlich ungewöhnlich. Doch inzwischen ist die Digitalisierung in der Landwirtschaft voll angekommen: Bauern erfassen Tausende Daten zu ihren Pflanzen und werten sie auf dem Tablet aus, Lohnunternehmer lassen sich von Navis zum Feld lotsen, und einige Geräte ernten ganz allein. Bei Krone hat der heute 31-jährige Horstmann den Aufstieg der Digitalisierung nicht nur miterlebt. Er hat ihn mit vorangetrieben.
Unter seiner Leitung wurde dort 2009 eine Projektgruppe „Produkt-Informatik“ gegründet. „Erst waren wir nur drei Leute – doch schnell wurden es mehr“, erzählt er. „Denn wie sich herausstellte, hatten wir damit ins Schwarze getroffen. Aus Sicht der Landwirte werden Automatisierung und digitale Datenerfassung immer wichtiger.“ Inzwischen ist Horstmann Bereichsleiter Elektronik.
Sensoren und Spezial-Navis bringen den Feldhäcksler aufs richtige Feld
Wenn ein Bauer früher einen Lohnunternehmer beauftragte, musste er damit rechnen, dass der Feldhäcksler auf dem Weg zum Feld durch zu schmale Unterführungen aufgehalten wurde, womöglich sogar den Acker nicht fand oder auf einem falschen Feld mit der Arbeit loslegte. Heute sorgen Sensoren und Spezial-Navis dafür, dass der Lohnunternehmer das richtige Feld auf dem optimalen Weg erreicht.
Und in der digitalen Landtechnik steckt noch viel mehr. „Wir denken immer zuerst: Was erleichtert dem Landwirt die Arbeit?“, sagt Horstmann. Dazu müsse man auch mal querdenken. Und Lösungen nicht in besseren Produkten suchen, sondern im Vereinfachen von Arbeitsprozessen.
Das Entwicklerteam hatte von Anfang an die Rückendeckung der Geschäftsführung. „Der Chef hat gesagt: ,Wir machen das jetzt; seht zu, dass ihr Lösungen kreiert‘“, erinnert sich Horstmann. Und doch habe es Startschwierigkeiten gegeben. „Wir mussten von der Pike auf neue Produktions- und Verkaufsprozesse etablieren.“
Die Kollegen von Marketing und Vertrieb waren für die neuen Aufgaben zu qualifizieren. Denn eine neue Software lässt sich nicht so leicht im Landmaschinenhandel verkaufen wie ein Feldhäcksler. Hinzu kam, dass viele Kunden Krone als klassischen Maschinenbauer ansahen, aber nicht als Software-Experten. Auch im Unternehmen ist noch Skepsis auszuräumen. „Wir wollen mehr Verständnis dafür wecken, dass die digitalen Produkte genauso wichtig sind wie die Erntemaschine.“
Dafür, fügt Horstmann an, brauche es auch ein Gespür für Befindlichkeiten. „Der Altersdurchschnitt liegt bei Mitte 40 – aber es gibt ja einen Mix von jüngeren und älteren Kollgen.“ In Infoveranstaltungen kommen alle Fragen auf den Tisch; zudem schickt jeder Arbeitsbereich einen „Verbindungsmann“ in derartige Projekte. So vernetzt die Digitalisierung nicht nur Landmaschinen, sondern auch Menschen.
Fotos: Schaarschmidt, Werk
Das Unternehmen
- Die Krone Gruppe produziert Nutzfahrzeuge und Landmaschinen. Im Geschäftsjahr 2015/16 setzte sie rund 1,8 Milliarden Euro um.
- Die Gruppe beschäftigt weltweit 4.300 Mitarbeiter. Darunter sind 260 Auszubildende.
- Die Landmaschinen-Sparte fertigt Maschinen für die Grünfutterernte und macht drei Viertel des Geschäfts im Export.