Digitalisierung klappt nur mit Qualifizierung
Wirtschaftsministerium, Netzwerk Industrie 4.0 Niedersachsen und NiedersachsenMetall organisieren Digitalkongress "Industrie 4.0"
Beim Industrie 4.0-Kongress von NiedersachsenMetall sagte Prof. Dr. Henning Kagermann, Präsident der Deutschen Akademie für Technikwissenschaften (acatech), dass der Mittelstand noch viel zu wenig auf den Digitalisierungsprozess vorbereitet sei. Weniger als 50 Prozent aller mittelständische Betriebe beschäftigen sich zurzeit überhaupt damit. „Wir sind nicht schnell genug“, mahnt Kagermann.
Doch wie lassen sich die Mitarbeiter von der Digitalisierung begeistern? Beim Schiffsgetriebehersteller Reintjes gibt es ein dreiköpfiges Team, das den internen Prozess vorantreibt. „Die dürfen auch mal spinnen“, sagt Geschäftsführer Klaus Deleroi. Ihm ist wichtig, die Balance zu halten: „Unsere Branche steckt in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation. Dennoch dürfen wir die Zukunft nicht verschlafen.“ Die Bereitschaft zur Digitalisierung macht Deleroi nicht am Alter fest, sondern an der Begeisterungsfähigkeit: „Handwerkliches Geschick und strukturelles Denken machen heute einen Facharbeiter aus. Eines alleine reicht nicht mehr.“ Gut möglich, dass es nicht mehr lange dauert, bis Schiffsgetriebe von hoher See melden, dass sie im nächsten Hafen gewartet werden wollen.
Die Mitarbeiter der G.A. Röders freuen sich, dass dank der Digitalisierung ihnen die Arbeit erleichtert wird. „Insgesamt ist die Akzeptanz in allen Altersgruppen sehr groß. Doch es geht nicht ohne ständige Qualifizierung.“ Einig sind sich die Unternehmer Deleroi und Röders: „Die Datensicherheit macht uns Sorgen.“
Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer von Niedersachsenmetall, sorgt sich um die nötigen Rahmenbedingungen. „Wir brauchen den Breitbandausbau, nicht nur auf dem Land, sondern auch an den Berufsschulen.“ Denn hier werde der Grundstein für das Verständnis digitaler Prozesse in einem Unternehmen gelegt und auch das Interesse an den neuen Technologien geweckt. Die Unternehmen und vor allem die Gewerkschaften wiederum müssten sich von starren Vorgaben wie dem Acht-Stunden-Tag und der elfstündigen Ruhezeit verabschieden. „Das sind Anachronismen, die wir uns langfristig nicht mehr leisten können."