Celler Schloss-Gespräche: „Trump, Brexit und Co. verändern die Welt.“
„My country first – Trump, Brexit & Co. verändern die Welt“ lautete der Titel der diesjährigen Celler Schloss-Gespräche. Nach dem Ausgang der US-Wahl und dem Brexit stellte sich die Frage: War es das mit der Globalisierung? Gastgeber waren NiedersachsenMetall und die Deutsche Management Akademie Niedersachsen.
Impulsredner des Abends war Prof. Michael Hüther vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW). Für ihn steht fest, dass der globalisierte Handel kein Nullsummenspiel ist, sondern vom Handel immer beide Seiten profitieren: „Protektionismus und Populismus sind die Bremsklötze der Globalisierung. Der Wettbewerb lebt davon, dass alle mitmachen können.“ Er stellte jedoch fest, dass politische Unsicherheiten wie die Wahl des US-Präsidenten Donald Trump und der Brexit faktisch gesehen kaum einen Einfluss auf das realisierte BIP-Wachstum hätten: „Die deutsche Wirtschaft lässt sich selbst von diesen Ereignissen nicht so einfach aus der Ruhe bringen.“ Deutschland erziele vor allem durch die starken räumlichen Wirtschaftscluster, die duale Berufsausbildung und die Sozialpartnerschaft die Kooperationserträge, die den Standort derzeit so stark machten.
Zuvor begrüßte der neue Oberbürgermeister von Celle, Dr. Jörg Nigge, die rund 150 Gäste in der „bald wirtschaftsfreundlichsten Stadt Deutschlands.“ Nigge hat sich zum Ziel gesetzt, den Standort Celle weiter auszubauen und auf ansiedlungswillige Unternehmen verstärkt zuzugehen. Co-Gastgeber Harald Becker von der Deutschen Management Akademie Niedersachsen lobte zudem die duale Berufsausbildung und nannte sie als entscheidenden Erfolgsfaktor für den Standort Deutschland.
Dr. Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer von NiedersachsenMetall, zeigte auf, dass die Metall- und Elektro-Branche ein robuster Industriezweig sei: „Die Ergebnisse unserer letzten Konjunkturumfrage zeigen, dass unsere Mitgliedsunternehmen durchaus selbstbewusst auf die Ankündigung der neuen US-Administration reagieren. Es ist vor allem die US-Industrie selbst, die strukturell auf Importe angewiesen ist.“ Durch die große Exportneigung des industriellen Mittelstands in Niedersachsen seien die Unternehmen zwar besorgt, jedoch nicht beunruhigt. Dies bestätigte auch Uwe Hehl, Vorstand des Gelnhausener Autozulieferers Veritas AG, in einer anschließenden Diskussionsrunde.
An dieser Stelle machte auch Hüther noch einmal deutlich, wie wichtig Freihandel sei: „Grenzen öffnen und den anderen akzeptieren – das ist ein großer Hebel für mehr Integration. Wenn möglichst viele Menschen vom freien Handel profitieren und neue Arbeitsplätze entstehen, ist das ein wirksames Mittel gegen den Populismus.“ Schmidt stimmte zu und ergänzte: „Vorsprünge müssen immer wieder erarbeitet werden – das gilt sowohl für Unternehmen, als auch für eine Volkswirtschaft als Ganzes.“
Fotos: Torsten Volkmer, www.volkmer.tv